Eure Beiträge

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Name: Irmghard
Beitrag vom: 08.07.2012
Guten Tag!
Wir leiden!! Denn auf unserem Grundstück stehen Eichen, die von diesem lästigen Tier befallen sind. Gibt es Ferromonfallen, damit die viecher sich nicht vermehren können? Und wer ernährt sich von den Schmetterlingen?
Fröhliche Grüße
Irmgard
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Name: NEUDORFF
Beitrag vom: 09.07.2012
Hallo Irmgard,

der Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea) ist ein Schmetterling aus der Familie der Zahnspinner. Die Schmetterlinge sind hauptsächlich in Süddeutschland verbreitet, mittlerweile konnten sie sich auch nach Norden hin ausbreiten. Der Eichenprozessionsspinner kommt hauptsächlich an europäischen Eichenarten (Stiel- und Traubeneiche), sowie an der amerikanischen Roteiche vor. Er tritt in warm-trockenen Regionen auf und bevorzugt lichte Eichenwälder und Einzelbäume.

Die erwachsenen Falter sind braun-grau gefärbt und fliegen im Juli/August. Jedes Weibchen kann nach dem Hochzeitsflug bis zu 300 Eier ablegen. Die Eier sind weiß, etwa 1 mm groß und werden in Gruppen im oberen Teil der Eichenkronen an dünnen Zweigen abgelegt. Die Überwinterung erfolgt als Ei. Die behaarten Raupen schlüpfen im darauffolgenden Frühjahr Ende April/Anfang Mai, um an den frischen Eichenblättern zu fressen. Ende Mai wachsen den Raupen die Gifthaare. Dann gehen die Raupen in den typischen mehrreihigen Prozessionen auf Wanderschaft und legen ihre großen, gespinstartigen Nester an Stämmen und Ästen an. Anfang Juli erfolgt die Verpuppung in den Nestern und ab Ende Juli schlüpfen die neuen Schmetterlinge.

Der Schaden an den Bäumen, den die Eichenprozessionsspinner durch ihren Fraß anrichten, ist meist eher geringfügig. Allerdings kann wiederholter Kahlfrass (auch durch andere Schädlinge) zum Absterben der Eichen führen.

Weitaus problematischer ist die Wirkung der Gifthaare auf Mensch und Tier.
Die Gifthaare haben Widerhaken und enthalten das Nesselgift Thaumetoporin. Eine Berührung der Härchen verursacht eine allergische Reaktion, dies kann Hautausschläge, starken Juckreiz, Fieber und auch Atemwegsreizungen beinhalten. Die Gifthaare können durch Wind weitergetragen werden und auch die (verlassenen) Nester enthalten sehr viele Gifthaare, die noch bis zu einem Jahr giftig sind.

Befallene Flächen sollten weiträumig gemieden werden. Sofern eine Absperrung befallener Flächen nicht möglich ist, z. B. in öffentlichen Grünanlagen oder Privatgärten, können die Raupen bekämpft werden.

Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist jedoch nur bis Mitte/Ende Mai möglich, solange die Gifthaare der Raupen noch nicht voll ausgebildet sind. Sobald die Verpuppung stattgefunden hat, sind Pflanzenschutzmittel nicht mehr wirksam. Zugelassene Pflanzenschutzmittel sind dem aktuellen Pflanzenschutzmittelverzeichnis des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) zu entnehmen. Spritzmaßnahmen sollten nur von Fachleuten ausgeführt werden.

Die mechanische Entfernung der Nester sollte ebenfalls nur durch Fachleute in Schutzkleidung geschehen. Auskünfte dazu erhalten Sie bei den Ordnungsämtern der jeweiligen Städte und Gemeinden.

Natürliche Gegenspieler sind (siehe www.lwf.bayern.de/waldbewirtschaftung/waldschutz/schaedlinge-und-baumkrankheiten/verzeichnis/eichenprozessionsspinner/folien-eichenprozessionsspinner_lwf08.pdf):

Räuber (Vögel wie Kuckuck oder Pirol; räuberische Insekten wie Käfer oder Raubwanzen):
- haben kaum Einfluss wegen geringer Verzehrrate
Parasitoide (Schlupfwespen, Raupenfliegen):
- können starken Effekt haben, aber mit großer zeitlicher Verzögerung
- können nur im Wald größere Populationen aufbauen, da sie z.T. auch andere
Wirtsarten nutzen
Krankheitserreger:
- sind bisher nicht in Erscheinung getreten

Die gleiche Quelle gibt an, das selbst der Pheromoneinstz zur Prognose (Untersuchung der Falteraktivität) momentan noch schwierig ist (keine gleichmäßige Lockstoffqualität,; zuverlässige kritische Zahlen müssen ermittelt werden, was mehrjährige Untersuchungen erfordert).
Ein Pheromoneinsatz zur Bekämpfung ist daher leider keine Option.

Da die Nachtfalter durch Licht angezogen werden, sollten Sie auf nächtliche Außenbeleuchtung verzichten.

Mit freundlichem Gruß
W. NEUDORFF GmbH KG
i.A. Kristin Germeyer
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